
2. Rundgang
wutke & hanisch Architekten PartGmbB Coburg
Planungsbüro Ledermann
Verfasser:
Christian Wutke, Dipl.-Ing. (FH)
Markus Hanisch, Dipl.-Ing. (FH)
Marion Ledermann, Dipl.-Ing.
Mitarbeit:
Laura Puff







Erläuterungstext
Kaeser Synergie macht die Verknüpfung möglich. Die zur Aufrechterhaltung der Mobilität verwendete Zeit sinnvoll nutzen. In der mobilen Gegenwart kommt die Bewegung zu kurz. Kaeser Synergie macht das Angebot, in der Bewegung Entspannung zu finden. Die Ladepause wird zum sinnvollen Ereignis, bis diese zur Nebensache werden wird.
Der Ort ist der letzte verbliebene Grünraum in der sich entwickelten Wirtschaftszone im Norden von Coburg. Durch Gewerbeflächen abgeschnitten vom Grünraum um den Goldberg, haben sich die Freiflächen der aufgegebenen Landwirtschaft naturnah umgebildet. Durch die erhöhte Lage wirken sie dem Gewerbegebiet entrückt und geben der im Hessenhof verbliebenen Gastronomie eine letzte Daseinsberechtigung.
Die Anbindung durch die neue Trassenführung der Staatsstraße 2205 besitzt Kaeser Synergie eine regionale Reichweite. Pendler aus dem Heldburger Unterland und nach Bad Rodach tangieren die Fläche. Neue Radwege folgen dem Verlauf der Straßen, verirren sich jedoch in den Folgen der Kreisverkehre. Der Fahrzeugverkehr bestimmt das Ankommen.
Die Idee begreift das Gelände als parkähnlichen Freiraum. Der Ladepark wird an den nordöstlichen Rand der Gesamtfläche gedrängt. Baulich treten nur die Dächer der Ladeplätze und der Kaeser Stop in Erscheinung. Alle dienenden Funktionen befinden sich unter der, dem natürlichen Hügel nachgeformten Geländeebene. Mit ihrer kleinteiligen Struktur, ihrer Materialität als kragende Holzkonstruktion und den weichen Kanten stehen die Ladedächer in bewusstem Kontrast zur umgebenden Industriearchitektur.
Die Funktion des Ladens unterscheidet sich vom Tanken. Wie beim Suchen eines Parkplatzes wird der Kunde in einem Einbahnsystem an allen verfügbaren Ladeplätzen vorbeigeführt. Die Schräge Anordnung soll die Verkehrsflächen minimieren. Auf vom Fahrverkehr getrennten Wegen erreicht man den Kaeser Stop. Hier stehen Getränke und Snacks zur Selbstbedienung zur Verfügung. Sanitärräume und alle technischen Funktionen befinden sich im Untergeschoss. Dieses besitzt eine Zufahrt als Geländeeinschnitt und bleibt damit erreichbar, aber nicht sichtbar.
Die Freibereiche um den Kaeser Stop lagern sich an den Fahrradweg an. So wird dieser auch zum Stop für andere Fortbewegungsformen. Ein Pavillon lädt zum Verweilen draußen ein. Beide sind an der höchsten Stelle des Hügels angeordnet und erzielen damit eine Fernwirkung.
Der Park bietet eine große Bandbreite an Bewegungsangeboten. In einer Calisthenik-Anlage kann individuell trainiert werden. Die Arena fügt sich natürlich in die nach Nordwesten abfallende Grünfläche ein. Sie richtet sich an den Gruppensport und bietet mit der vorgelagerten Rasenfläche vielfältige Möglichkeiten. Baumgruppen sollen Schatten spenden. Synergie Info ist Treffpunkt für die Besucher und Informationsquelle über den Park.
Die Brücke über die Glender Straße stellt tatsächlich her, was nur zu erahnen war. Konsequent wird für den Ideenteil die Fahrradstrecke auch hier entlang gelegt. So entsteht eine attraktive, barriere- und kreuzungsfreie Verbindung zum Grünraum um den Goldberg. Kaeser Synergie wird dadurch Ausgangspunkt für den Ausdauersport, die Fahrradtour oder einen ausgedehnten Spaziergang. Die Brücke selbst beginnt auf der Höhe, fällt nach der Straßenüberquerung langsam ab und führt als Steg in schmalem Freiraum zwischen den Gewerbeflächen hindurch. Hinter den Rigolen trifft der Steg auf die vorhandene Wegeverbindung.
Das Streuobst wird als Relikt der Hofnutzung ergänzt und um den Hessenhof weitergeführt. Lücken geben Raum für einen Spielplatz in der Nähe des Kaeser Stop. Durch den Platz für ein Festzelt wird auch dem Hessenhof genügend Raum für seine Eventgastronomie gegeben. Die Lage im entstandenen Grünraum stärkt die Aufenthaltsqualität und die Attraktivität der Gastronomie.
Die Nachhaltigkeit spiegelt sich in verschiedenen Teilaspekten. Der Park ist eine ökologische Aufwertung der Fläche und ist als Grünraum mit nennenswerten Ausmaßen im Gewerbegebiet unverzichtbar. Die Konstruktion der Überdachungen aus Holz und die Verwendung recycelter Materialien verringern den CO2-Ausstoß. Geringe Versiegelung, Regenwasserspeicher und -nutzung sollen den Wasserhaushalt günstig beeinflussen. Für die Energieversorgung der Gebäude sind Photovoltaik und vertikale Windkraftanlagen sowie ein Energiespeicher vorgesehen.
Kaeser Synergie verbindet als Ort symbolhaft den Initiator mit einer Reihe positiv besetzter Attribute. Er ist naturnah, regt zur Bewegung an, fördert die Mobilitätswende, entschleunigt ohne auszubremsen, und er ist ein wichtiger Kontrapunkt in der nördlichen Stadterweiterung, der nicht nur besetzt, sondern auch zurückgibt.